Schilddrüsenwerte

Autor: Gabriela Gotthardt
Autor: Gabriela Gotthardt

Moritz Marsmann ist Forscher und mit der Abteilung für Innere Medizin 2/Molekularbiologie am Universitätsklinikum Freiburg in Deutschland assoziiert. Er hat zu wissenschaftlichen Forschungen beigetragen, darunter eine Studie über das Wirts-DNA-Reparaturenzym TDP2 bei der Bildung des kovalent geschlossenen zirkulären DNA-Persistenzreservoirs von Hepatitis-B-Viren1.

Inhaltsverzeichnis

Ein gesundes Funktionieren der Schilddrüse ist entscheidend für den reibungslosen Ablauf zahlreicher Körperfunktionen. Mithilfe spezifischer Schilddrüsenwerte wie dem Thyreoidea-stimulierenden Hormon (TSH), Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) kann die Schilddrüsenfunktion überprüft werden. Diese Werte ermöglichen es, mögliche Störungen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Im Folgenden werden die wichtigsten Punkte rund um Schilddrüsenwerte und ihre Bedeutung erläutert.

Was sind Schilddrüsenwerte?

Die Schilddrüse agiert in enger Wechselbeziehung mit der Hirnanhangdrüse. Die Hormonproduktion der Schilddrüse passt sich den individuellen Anforderungen des Körpers an. Schilddrüsenwerte im Blut geben nicht nur Auskunft über die Funktionsweise der Schilddrüse selbst, sondern auch darüber, ob der Regelkreis zwischen der Schilddrüse und der Hirnanhangdrüse einwandfrei funktioniert. Man unterscheidet zwischen dem in der Hirnanhangdrüse produzierten TSH („zentraler Schilddrüsenwert“) und den in der Schilddrüse gebildeten Hormonen T3 und T4 („periphere Schilddrüsenwerte“).

Der TSH Wert

TSH, auch bekannt als Thyreoidea-stimulierendes Hormon oder Thyreotropin, wird von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet und gelangt mit dem Blut zur Schilddrüse. Dort regt es die Jodaufnahme und die Produktion von T3 und T4 an. Wenn die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut ansteigt, verringert sich die Produktion von TSH, da die Schilddrüse weniger Stimulierung benötigt. Hirnanhangdrüse und Schilddrüse stehen in einer engen Wechselbeziehung zueinander.

T3 und T4

Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden größtenteils an Transportproteine im Blut gebunden. Lediglich das ungebundene, also „freie“ T3 und T4 (fT3 und fT4), können als Botenstoffe im Körper wirken. Dabei ist fT3 das wirksamere der beiden Schilddrüsenhormone. T4 fungiert hauptsächlich als Vorstufe für T3 und wird in den Körperzellen bedarfsgerecht in T3 umgewandelt.

Die Wirkung von T3 und T4 erstreckt sich auf verschiedene Aspekte des Stoffwechsels. Sie beeinflussen die Synthese verschiedener Eiweißstoffe in den Körperzellen und regen die Hormonausschüttung in bestimmten Organen wie der Bauchspeicheldrüse und der Nebenniere an. Insbesondere im Kindesalter spielen die Schilddrüsenhormone eine entscheidende Rolle für Wachstum und Hirnentwicklung. Zu den wichtigsten Wirkungen der Schilddrüsenhormone gehören die Steigerung des Grundumsatzes, die Förderung des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels, die Regulierung des Wärmehaushalts und der Körpertemperatur, die Verstärkung der Wirkung von Stresshormonen sowie die Förderung des Wachstums und die Steigerung der Cholesterin-Ausscheidung.

Wann werden die Schilddrüsenwerte bestimmt?

Die Bestimmung der Schilddrüsenwerte erfolgt in verschiedenen Situationen, um Störungen der Schilddrüsenfunktion zu erkennen. Zu den Fragestellungen, bei denen eine Messung der Schilddrüsenwerte sinnvoll ist, gehören:

  • Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion
  • Beurteilung der Funktionsweise des hormonellen Regelkreises zwischen der Schilddrüse und der Hirnanhangdrüse
  • Vermutung einer Unterfunktion der Hirnanhangdrüse
  • Feststellung einer Schilddrüsenentzündung
  • Überwachung der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion mit Hormonersatztherapie
  • Vor Operationen oder radiologischen Untersuchungen mit jodhaltigen Kontrastmitteln zur Einschätzung der Narkoseverträglichkeit

Blutwerte: Schilddrüse und Hirnanhangdrüse

Die Schilddrüsenwerte werden in unterschiedlichen Einheiten angegeben, entweder als Menge pro Volumen oder als Gewicht pro Volumen. Bei Erwachsenen gelten folgende Normalwerte für Schilddrüsenwerte im Blutserum:

  • TSH-Basal: 0,27 – 4,20 µIU/ml
  • freies T3 (fT3): 2,5 – 4,4 ng/l (3,9 – 6,7 pmol/l)
  • Gesamt-T3: 0,8 – 1,8 µg/l (1,2 – 2,8 nmol/l)
  • freies T4 (fT4): 9,9 – 16 ng/l (12,7 – 20,8 pmol/l)
  • Gesamt-T4: 56 – 123 µg/l (72 – 158 nmol/l)

Diese Referenzbereiche können jedoch von Labor zu Labor leicht variieren, da unterschiedliche Messmethoden verwendet werden. Bei Kindern gelten altersabhängig höhere Normwerte, während bei älteren Menschen tendenziell niedrigere Normwerte vorliegen.

Die Auswahl der zu bestimmenden Schilddrüsenwerte hängt von der Fragestellung ab. Zur Erkennung einer primären Schilddrüsenstörung kann beispielsweise die Messung des TSH Werts ausreichen. Die Werte der freien Schilddrüsenhormone sind aussagekräftiger als die Gesamtwerte, da nur die freien Hormone biologisch aktiv sind. Zur Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion werden üblicherweise die Werte von TSH und fT4 bestimmt, während für die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion die Werte von TSH, fT4 und fT3 wichtig sind.

Veränderte Schilddrüsenwerte: Was bedeuten sie?

Normale Schilddrüsenwerte zeigen an, dass die Schilddrüse normal funktioniert und der Regelkreis intakt ist. Dies wird als Euthyreose bezeichnet. Veränderte Werte liegen vor, wenn die Schilddrüse zu wenig oder zu viel Schilddrüsenhormone produziert. Solche Veränderungen können auf eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse hinweisen.

Es ist auch möglich, dass die Hirnanhangdrüse nicht ausreichend TSH produziert, was als Hirnanhangsdrüsen-Insuffizienz bezeichnet wird. In seltenen Fällen kann ein Tumor in der Hirnanhangdrüse zu einer Überproduktion von TSH führen. Wenn der TSH-Wert verändert ist, werden in der Regel auch die Werte von T3 und T4 bestimmt, um verschiedene Krankheiten anhand typischer Muster der Schilddrüsenwerte zu identifizieren.

Eine Erhöhung des TSH-Werts und eine Senkung der T3- und T4-Werte weisen auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hin. In diesem Fall produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, und die Hirnanhangdrüse versucht durch eine erhöhte Ausschüttung von TSH die Funktion der Schilddrüse zu steigern. Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion sind autoimmun bedingte Erkrankungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis.

Eine Senkung des TSH-Werts und eine Erhöhung der T3- und T4-Werte deuten auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hin. Bei dieser Erkrankung sind die peripheren Schilddrüsenwerte erhöht. Dies kann bei Krankheiten wie Morbus Basedow, akuten Schilddrüsenentzündungen, autonom hormonproduzierenden Schilddrüsenadenomen oder einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma) auftreten.

Es gibt auch Konstellationen, bei denen nur einer der Schilddrüsenwerte (T3 oder T4) verändert ist. Eine Erhöhung von T3 tritt beispielsweise im Frühstadium einer Schilddrüsenüberfunktion oder bei extremem Jodmangel auf, während T4 in solchen Fällen nicht erhöht ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass veränderte Schilddrüsenwerte nicht immer auf eine Krankheit, sondern manchmal auch auf bestimmte Medikamente zurückzuführen sein können. Bestimmte Medikamente wie der Gerinnungshemmer Heparin oder bestimmte Wirkstoffe gegen psychiatrische Erkrankungen können die TSH Ausschüttung beeinflussen.

Was tun bei veränderten Schilddrüsenwerten?

Wenn ein Schilddrüsenwert oder mehrere Schilddrüsenwerte verändert sind, sollte ein Endokrinologe (ein Facharzt für Hormonerkrankungen) weitere Untersuchungen durchführen, um die Ursache zu ermitteln. In der Regel wird zunächst eine Sonographie der Schilddrüse durchgeführt, um ihre Struktur genauer zu untersuchen. Dabei können Größen- und Gewebeveränderungen festgestellt werden. Bei Bedarf kann auch eine Szintigrafie zur Bestimmung der Stoffwechselaktivität der Schilddrüse oder eine Gewebeprobeentnahme (Punktion) zur weiteren Untersuchung durchgeführt werden.

Sobald die Ursache für die veränderten Schilddrüsenwerte festgestellt wurde, kann eine entsprechende Therapie mit Medikamenten eingeleitet werden.

Die wichtigsten Laborwerte:

  • T4
  • T3
  • TSH